Was bedeutet die vom Bundestag beschlossene bundeweite "Corona-Notbremse" für die Tennis-Sommersaison?
Tennis und Corona: Mal wieder eine Rolle rückwärts mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes
Das Thema Corona beschäftigt uns seit mehr als einem Jahr in nahezu allen Lebensbereichen. Und nach einem Jahr ist es kein Wunder, dass die Wissenschaft inzwischen auch immer mehr über COVID-19, Corona-Gefahren oder die Ansteckungsgefahr über die sog. Aerosole weiß. Umso erstaunlicher und unverständlicher ist aber, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger bei Bund und Ländern diese Erkenntnisse in vielen Fällen weiterhin einfach ignorieren!
Eines der aktuellsten Belege für dieses Dilemma liefern die renommiertesten Aerosol-Forscher:
"Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass DRINNEN die Gefahr lauert"
Mit Großbuchstaben und diesen eindeutigen Worten hat sich die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) in einem offenen Brief an die Bundesregierung gewandt.
Nur 0,1 Prozent der Corona-Ansteckung erfolgt im Outdoor-Bereich
Tatsächlich sind sich die meisten Experten darin einig, dass es so gut wie auszuschließen ist, sich – bei Beachtung einiger weniger und simpler Abstandsregeln – im Freien anzustecken. So hat die Aerosolforschung nachgewiesen:
99,9 Prozent der Corona-Ansteckungen erfolgen in Innenräumen!
Auch der Wissenschaftler Gerhard Scheuch forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Aerosole. In der ARD-Sendung "livenachneun" sagte Scheuch, draußen sei die Gefahr "überhaupt nicht gegeben. Wenn man draußen ist und sich an der frischen Luft bewegt, dann ist die Gefahr bei Null." Ein geringes Risiko bestehe demnach lediglich, wenn man sich für längere Zeit gegenüberstehe und relativ eng beieinanderstehend unterhalte. Das relevante Stichwort lautet hier: Tröpfcheninfektion!
Im Hinblick auf den (Amateur-)Tennissport im Freien gibt es zudem noch zahlreiche weitere wissenschaftliche Belege, dass eine Corona-Ansteckung nahezu komplett auszuschließen ist. Und dass Sport im Freien sowieso unzählige positive Effekte für unsere Gesundheit und unser Immunsystem hat, sollte inzwischen auch wirklich jedem Politiker bekannt sein.
Kommando zurück: Auch Tennistraining für Kinder und Jugendliche in Gruppen steht jetzt wieder auf der Kippe
Dann sollten doch jetzt die Tennisclubs und Tennisvereine ebenso wie die anderen circa 90.000 Sportvereine in Deutschland optimistisch in die Frühlings- und Sommermonate schauen? Leider nein – denn nach dem Willen des neuen Paragrafen 28b des Infektionsschutzgesetzes müssen u.a. auch die Sport- und Freizeiteinrichtungen zwingend schließen, wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 7-Tage-Inzidenz über 100 liegt. Das bedeutet, dass binnen einer Woche mehr als 100 Neuinfizierte auf 100.000 Einwohner kommen.
Mit anderen Worten: Alles wieder zurück in den Stillstand, denn die Infektionszahl steigt nahezu flächendeckend bundesweit.
Egal, wie gut und Corona konform Tennistrainer und Tennisschulen in den letzten Tagen das erste Freiluft-Tennistraining organisiert haben: Laut des modifizierten Gesetzes ist bundesweit einheitlich Sport im Freien nur noch allein, zu zweit oder mit der Familie erlaubt.
Eine der vielen Fragen lautet: Wird das jetzt für zwei Wochen, vier Wochen oder bis in den Herbst hinein. Welche Folgen das für den Amateur-Tennissport hierzulande haben wird, möchten sich nicht nur Verbände, Tennisschulen, Turnierveranstalter oder Club-Verantwortliche ausmalen …
Noch immer hat der Tennissport in Deutschland keine Lobby bei der Corona-Diskussion
Der Präsident des Leichtathletik-Verbandes fordert immerhin eine „Perspektive“, der Turner-Bund befürchtet eine „Verschärfung“ der Lage: Das sind zwar auch nur leise und kaum wirkungsvolle Beiträge für die politische Diskussion – aber immerhin mehr, als vom Deutschen Tennis Bund kommt, der sich trotz vollmundiger Ankündigungen im März weiterhin sehr passiv verhält.
Warum verhalten sich die Sportverbände als Repräsentanten von vielen Millionen Deutschen derart zurückhaltend oder gar nahezu tatenlos?
Warum gibt so gut wie keinen sachlich argumentierten Widerstand seitens des Amateur- und Breitensports, obwohl der Sport sich immer als Stütze der Gesellschaft bezeichnet hat?
Denn es gibt handfeste Gründe, den nächsten drohenden Sport- und Tennis-Lockdown im vorgesehen Umfang in Frage zu stellen.
Bislang ist nicht bekannt, dass Bewegung in überschaubaren Gruppen auf Tennisplätzen und Tennisanlagen, auf Spielfeldern oder Bolzplätzen, im Wald oder auf Trimm-Dich-Pfaden die Corona-Infektionszahlen in die Höhe getrieben hätte.
Gibt es in Corona-Zeiten geeignetere Sportarten als Tennis?
Im Gegenteil: Aerosolexperten halten das Outdoor-Sporttreiben – zumal bei der Individualsportart Tennis – hinsichtlich der Corona-Übertragung für nahezu vollkommen ungefährlich. Und Sportwissenschaftler, Mediziner, Psychologen usw. belegen seit Jahrzehnten u.a. die gesundheitsfördernde Wirkung von Tennis und Co.
Auf der anderen Seite: Auch bei den besten Hygienekonzepte von Tennisclubs, Tennisanlagen oder anderen Sportstätten bleibt immer ein Restrisiko. Aber das sollten und müssen wir in Kauf nehmen: Nicht, weil die berufliche Existenz von Tennistrainern und anderer mit dem Sport befasster Berufsgruppen auf dem Spiel steht oder weil die wirtschaftliche Erhaltung der Clubs und Vereine auch nach der Corona-Pandemie gewährleistet sein sollte.
Sondern weil Tennis, Sport und Bewegung allgemein die Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen von Kopf bis Fuß nachhaltig beeinflusst.
Und selbst wer diese nachweislichen Argumente ignorieren will, wird zumindest einsehen müssen, welchen Wert Sportreiben gerade in Corona-Zeiten beikommt: Wenigstens für ein paar Stunden der Enge der Wohnung zu entkommen, andere Möglichkeiten des Zeitvertreibs als stundenlanges Daddeln an Konsolen, sich zu verausgaben und – natürlich mit Abstand – sich mit anderen Sportlern auch jetzt messen zu können.
Denn wie sollen besonders junge Menschen in diesen Corona-Zeiten besser Dampf ablassen als beim Sport? Die traurige Alternative für viele Kids und Jugendliche: Heimliches Treffen mit zahlreichen Freunden zuhause auf zumeist engstem Raum. Und was das für die Corona-Infektionslage bedeuten kann, wissen auch die Politiker und Entscheidungsträger, die womöglich Sport und Tennis nichts abgewinnen können!
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